Donnerstag abend sind Norbert, Andrea, Sigi, Günter, Uli und ich in unserer wunderschönen kleinen Pension in der Nähe von Söll angekommen, beim Abendessen musste jeder noch seinen Tipp für die 3 Läufe abgeben.

Manche fanden das gar nicht lustig, glücklicherweise wurden die aus den Fingern gesaugten Zahlen später nimmer rausgekramt …

Ich hatte mir grob folgendes vorgestellt: den 10er mit Reserven in 45 Minuten, den Bergmarathon unter 5 Stunden und den Halbmarathon in 1:45. Das war natürlich höchst spekulativ, wer weiss schon vorher, wie sich beispielsweise ein Halbmarathon einen Tag nach einem Bergmarathon anfühlt.

Freitag nachmittag fuhren wir mit dem Bus nach Reit im Alpbachtal, wo der Eröffnungs-10er stattfand. 4 Runden je 2,5 km, laut Ausschreibung ein flacher 10er. Erste Überraschung.

So sieht also ein flacher 10er aus. Als es endlich losging waren wir alle froh. Die ersten 2 Runden lief ich gemeinsam mit Uli, Günter war nach kurzer Zeit ausser Sichtweite, bei ihm sprang am Ende 41:xx raus. Nach 2 Runden konnte ich Uli nimmer folgen, ich war Richtung 45 Minuten unterwegs, hatte aber deutlich weniger Reserven als ich mir gewünscht hatte.

In der dritten Runde überrundete mich die Spitze, 2 Kenianer gefolgt von Jonathan Wyatt, dem 7-fachen Berglaufweltmeister und klaren Favoriten der Tour de Tirol. Einfach toll, die Profis laufen zu sehen. Auf den letzten 2 Kilometern erhöhte ich den Druck, um unter 45 Minuten zu kommen, was mir nicht gelang, nach 45:09 war ich im Ziel.

Der erste der drei Läufe war abgehakt, essen, trinken, Siegerehrung, mit dem Bus zurück und ab ins Bett.

Samstag frühmorgens beim Frühstück lag eine Riesenspannung in der Luft, was wird uns erwarten, wie hart wird der Bergmarathon? 10:30 Uhr sollte es losgehen. Schnell noch ein Gruppenbild mit Jonathan Wyatt.

Mit einer halbstündigen Verspätung (weil der Presse-Hubschrauber noch nicht da war) gings dann endlich los. Uns störte die Verspätung recht wenig, das Wetter war genial, wir hatten in der Sonne unseren Spass.

Bis zur Halbmarathonmarke war der Lauf noch realtiv flach, 450 Höhenmeter, ein ständiges auf und ab. Ich lief wieder zusammen mit Uli, Günter war wie gehabt schnell nach vorne verschwunden.

Die Halmarathonmarke passierten wir nach 1:52:xx, nun gings gleich richtig zur Sache, ein langer steiler Anstieg hoch zum Hartkaiser, unten fuhr gerade die Zahnradbahn los, ich stellte mir vor, drin zu sitzen und oben bei leckerem Essen auf Uli zu warten. Gut, die Bahn war eh schon weg und schliesslich war ich ja freiwillig hier auf der Strecke. So marschierten wir also zügig die 600 Höhenmeter hoch.

Danach ging es über ein paar weitere Berge, mir kam es etwas seltsam vor, wieviele Anstiege zu meistern waren, später erfuhren wir, dass die Strecke gegenüber den Vorjahren nochmal ein wenig verschärft worden war.

Bei Kilometer 32 begann das 6 km lange Bergabstück, davor hatte ich viel Respekt und der Respekt war leider mehr als berechtigt. Bei km 35 tat so langsam alles weh, ich eierte den Berg runter, Uli war inzwischen abgehauen. 200 Meter vor dem tiefsten Punkt krampfte der linke Oberschenkel, nichts ging mehr, unten sah ich die Verpflegung sowie Sanitäter, ich sagte vorbeilaufenden Läufern, sie sollen mir einen Sanitäter schicken. Kurz danach hatte ich den Krampf selbst unter Kontrolle gebracht und trabte die letzten Meter bergab, unten stand Norbert mal wieder mit der Kamera …

15 Minuten vorher war Günter durch und machte sich auf den Schlussanstieg. 700 Höhenmeter auf 3 km, teilweise irre steil die Skipiste hoch.

20 Minuten nach mir war auch schon Sigi im flachen ersten Teil des Schlussanstiegs.

Für den Schlussanstieg hatte ich nach dem Studieren der Ergebnisliste des Vorjahres 50 Minuten angepeilt, leider zeigte meine Uhr unten schon 4:13 an, um unter 5 Stunden zu bleiben musste ich Gas geben. Ich marschierte am Anschlag, wenns mal flach genug war rannte ich immer wieder mal ein paar Meter, so überholte ich nach und nach wieder alle, die mich bergab geschnappt hatten. Bergauf gings mir einfach wieder saugut.

4:55, die Bergstation, wo das Ziel war war zu sehen, es könnte klappen… nochmal scharf links, eine flache Passage, rennen, rechts um die Kurve, weiter flach unterhalb der Bergstation um den Berg rum …

… das wird eng, wie weit geht das denn noch? Dann tauchte das Ziel auf, nochmal 50 Meter extrem steil hoch, noch eine Minute Zeit, tschaka!!

Nach 4:59:xx wars vollbracht.

Günter war in 4:45:xx durch, Uli in 4:55:xx

20 Minuten nach mir kam Sigi ins Ziel, sagenhafte Leistung, ihr ging es gut und sie war total glücklich, hatte sich den Bergmarathon viel schlimmer vorgestellt.

Nun begann das bange warten auf Andrea, ihr ging es schon Freitag nicht gut und Samstag vor dem Start war sie alles andere als zuversichtlich, wir rechneten schon mit dem Ausstieg. Norbert hatte sie bei km 20 noch gesehen und da war sie nur am Schimpfen. Irgendwann wollte ich nach Norbert Ausschau halten, da wurde Andrea vom Sprecher im Ziel angekündigt. Nach 6:06:xx war sie durch, Hut ab, sie hatte sich durchgebissen.

Wir genossen noch eine Weile das herrliche Panorama und machten uns mit der Seilbahn auf den Weg ins Tal, an den Halbmarathon am Sonntag dachte erst mal niemand, wir waren überwältigt von den Eindrücken des Bergmarathons, der für mich übrigens deutlich härter war als vor 2 Jahren der Jungfraumarathon, auf zähe Bergabpassagen verzichte ich gerne.

Sonntag war der Halbmarathon dran …

Morgens im Bett dachte ich, nee, das dürfen nicht meine Beine sein, meine Beine sollen heute 21,1 km laufen, die Beine da unten dran machen da sicher nicht mit. Nach dem Aufstehen Entwarnung. Die Sache war nun durchaus vorstellbar.

11 Uhr fuhr der Bus nach Walchsee, 13 Uhr war Start. Bevor der Bus abfuhr wurden erst mal Ergebnisse und Zwischenstände in der Gesamtwertung gecheckt.

Oberchecker Günter notierte sich, wen er aus dem Rennen hauen muss um in seiner Altersklasse aufs Treppchen zu kommen.

In Walchsee stellten wir erst mal fest, dass der Halbmarathon WIRKLICH flach sein könnte, es waren 4 Runden nah am Ufer des Walchsees zu laufen. Irgendwann kam Günter vom „Einlaufen“ zurück, meinte, 100 Meter hätten ihm gereicht, Hölle! Ich probierte es zusammen mit Uli, gehen war klasse, laufen sehr mühsam, egal, wird schon schiefgehen.

11 Uhr gings dann bei immer noch strahlendem Sonnenschein los. 1:45:xx brauchte ich für mein Gesamtziel 7:30, 5er-Tempo. Das war mühsam, Nach einer Runde hatte ich zusammen mit Uli einen kleinen Puffer rausgelaufen, hatte aber das Gefühl, dass ich das Tempo nicht halten kann. Ich beschloss, deutlich Tempo rauszunehmen, sagte das dem Uli, woraufhin er erst mal nach vorne weg war. Bewusst langsamer fühlte sich ganz gut an, die Uhr zeigte allerdings bei den nächsten Kilometermarken, dass ich immer noch unter 5 min/km unterwegs war.

Nach der zweiten Runde lief es halbwegs rund, ich zog noch ein wenig an. Nun war Uli nach hinten weg. Die beiden letzten Runden haben dann richtig viel Spass gemacht, ich wurde schneller, die meisten anderen wurden langsamer, so macht laufen Spass.

200 Meter vor dem Ziel, Tour geschafft, geiles Gefühl!

Nach 1:42:xx war ich durch. Günter, das Tier rief beim fotografieren „geil, 1:34“. Damit ist er nur gut eine Minute über 7 Stunden Gesamtzeit gelandet, ich war mit meinen 7:26:xx total glücklich.

2 Minuten nach mir kam Uli ins Ziel, macht gesamt 3 Minuten Vorsprung, die ich ihm gönne. <img

Als nächster tauchte Norbert auf, der den 10er und den Halbmarathon mitgelaufen ist.

Kurz nach Norbert die Sigi.

Danach kam Grace vom TF Feuerbach, mit der ich zusammen Schwimmtraining mache. Grace ist so ein Ultra-Tier, macht mal kurz Ultra Trail Mont Blanc, K78, diverse Triathlons, Tour de Tirol, demnächst noch den Röntgenlauf… alles in einem Jahr, kein Wunder, dass wir sie in Tirol getroffen haben.

Last not least hatte es auch Andrea geschafft.

Im Ziel bekamen wir ein tolles Finishershirt und ein Racecap, tags zuvor gabs eine klasse Mütze, beim 10er Socken. Verpflegung, Stimmung, Organisation war nahezu perfekt, lediglich die viel zu wenigen und noch dazu eiskalten Duschen am Freitag und Sonntag konnte ich bemängeln.

Wir feierten noch ein paar Stunden lang gemeinsam mit vielen anderen strahlenden Sportlern, machten ein paar Abschlussfotos …

… und fuhren mit dem Bus zurück, gingen abends nochmal gepflegt essen und fielen dann erschöpft ins Bett.

Das war sie, die Tour de Tirol, lang hatte ich mich drauf gefreut… zurecht!

Habe fertig.