Ich wollte mal die 4 vorne stehen haben

Freitag gegen 10:30 ging es mal wieder auf Tour. Die 400+ Kilometer wollten geknackt werden. Die genialen Wetteraussichten meinten, wenn nicht dieses Wochenende, wann dann?

Glems-Enz-Neckar-Jagst-Kocher-Neckar-Enz-Glems … so war der Plan. Eine schöne flache Strecke.

3 Räder standen zur Auswahl, spontan hab ich mich für das #coboc Singlespeed eBike entschieden. Das ungeeignetste Rad für das Vorhaben, daher genau das richtige 🙃

Es ging herrlich los. Glemsmühlenradweg kenn ich, war aber nicht langweilig, im Gegenteil, er war am Freitag besonders schön. Erster Stopp in Kirchheim am Neckar, da war ein kleines Café, an dem ich nicht einfach vorbeiradeln konnte. Liebevoll dekoriert, so wunderschön, dazu die Sonne. Perfekt.

Weiter bis Bad Friedrichshall, Wechsel zur Jagst. Ab jetzt ging es flussaufwärts. Badestopp an der Stelle, an der wir vor einem Jahr auf der Nordwärtstour auch die Füsse ins Wasser gehalten haben, oder waren wir baden? Ich weiss es nimmer.

Kurz vor der Dunkelheit kam mir ein wunderschönes Restaurant in die Quere, Vor der langen Nacht noch ein mal fühlen wie Gott in Frankreich 🥰

Ich hatte vielleicht 130 km auf der Uhr und meine Taktik umgestellt. Normalerweise spare ich bei solchen Geschichten ja gern Körner. Immer im grünen Bereich fahren ist das A und O. Kannste mit Singelspeed vergessen. Berge hoch gehts halt nur mit vollem Einsatz im Wiegetritt. Motor blieb weitestgehend aus. Bringt ja nichts, wenn nach 100 oder 200 km der kleine Akku leer ist. Ich hatte vorher eh schon die 2 wählbaren Unterstützungen auf 1/10 und 2/10 eingestellt, nicht dass ich auf die Idee komme, mal kurz richtig Spass zu haben. Die Knie, mit denen ich nie Probleme habe meldeten sich, klar, schwerer Gang die ganze Zeit ist nicht wirklich gesund.

Es gab aber jetzt keine Alternative. Schonen geht nicht, Muss ich halt hoffen, dass es gut geht.

Timo hatte mir seine Lupine-Lampe geliehen. Die Nacht wurde zum Tag, die Jagst hoch war phantastisch. Den Übergang von der Jagst zum Kocher hab ich abgekürzt. Auf der Originalstrecke wäre am Ende ein fieser Berg gekommen. Den hab ich mir gespart und bin quer rüber nach Aalen.

Gegen 4 Uhr wurde es richtig kalt, feucht, neblig. Ich hatte noch eine Daunenjacke im Gepäck, dachte aber, es wird ja bald hell, die Sonne wird rauskommen, dann wird es wieder warm. Hab dann lieber ein wenig gefröstelt.

Apropos Gepäck, für alle Fälle hatte ich auch Schlafsack, Isomatte und Tarp dabei, man weiss ja nie!

In Schwäbisch Hall gabs dann ein leckeres Bäcker-Frühstück, die Sonne wärmte wunderbar. Weiter gings in Kurz/Kurz. Über 300 km hatte ich im Sack, die Knie machten keinerlei Probleme. Die Hoffnung hatte sich erfüllt 😍

Überhaupt lief es wahnsinnig gut, eher kurze Phasen mit Zipperleins, das eine oder andere zähe Stück, ab und zu mal leere Beine, die aber immer wieder wie neugeboren zurückkamen. Im Zweifelsfall hilft lecker essen gehen. Oben rum null Probleme. Schultern, Nacken, Ellenbogen. Perfekt. Gibts doch gar nicht 🤩

Lecker essen gehen ist Balsam für die Seele, Genuss für den Gaumen und Erholung für den Körper. Das Beste an so einer Aktion sind eh die Pausen. Je länger die Strecke desto mehr Pausen. Jetzt weiss ich auch endlich warum ich so einen Blödsinn immer wieder mache 😁

Hinten raus wollte ich sowieso nur noch geniessen. Plan war, mich nach 400 Kilometern irgendwo in den Zug/S-Bahn zu setzen, halt, da war doch was. Streik.

Im Web war zu lesen, dass fast keine Bahn fährt, wenn, dann ohne Fahrradmitnahme. Also doch lieber weiter wie bisher, dass ich zur Not bis nach Hause radeln kann. Das wären dann aber ca. 470 km, da müsste ich ja dann die 500 voll machen 😉 Naja, soooo gut gings mir dann auch nimmer!

Kurz hinter Heilbronn war es dann so weit. 400. Vierhundert. Wahnsinn 😍🤩😊

Hinter Lauffen noch mal Biergarten/Essen/Trinken, festgestellt, dass es beim heimradeln dunkel werden würde und ich kaum noch Akku für die Lampen hatte. Klarer Plan. Bis Bietigheim, hoffen, dass eine S-Bahn fährt und zur Not mit Gewalt darauf bestehen, dass das Fahrrad mit rein darf.

Auf dem Bahnsteig war die Hölle los. Eine elend lange S-Bahn stand da … „bitte nicht einsteigen“ … bin irgendwann eingenickt. Plötzlich war der Bahnsteig leer. Die S-Bahn stand immer noch da. Auf der Anzeige stand jetzt. Abfahrt 05:07 Uhr. Toll.

Zwei Gleise weiter stiegen jede Menge Leute in einen Zug ein, ich erkannte einen Radler, der mit mir auf die S-Bahn gewartet hatte. Treppe runter, Treppe hoch, unter vollem Einsatz reingepresst, Tür zu, Abfahrt. Glück gehabt.

S-Bahn Stuttgart-Leonberg fuhr 20 Minuten nach Ankunft. Perfekt. Sie fuhr wirklich! Ende gut, alles gut 🙃

Dusche, Wasserhahn leertrinken. Bett.

Heute morgen die grosse Überraschung. ich kam mühelos aus dem Bett raus und die Schmerzen halten sich in sehr sehr überschaubaren Grenzen.

So war das 🤩

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3 Kommentare

  1. Ralf Russ

    Hallo Holle, super Leistung. Gratulation.
    Tut Dir nicht der Po weh? Was hast Du für eine super Radhose und super Sattel? Grüße Ralf

    • Hallo Ralf, dankeschön 🙂

      Ich bin, was den Hintern angeht absolut unempfindlich.
      Ich fahre ohne gepolsterte Hose (hab mit Polster schon immer Probleme mit eingeschlafenen Genitalien gehabt). Einigermassen erträglich war es noch mit Triathlonhose mit dünnem Polster, aber auch davon hab ich mich komplett verabschiedet.

      Auch was den Sattel angeht hab ich Glück. Schmal und hart funktioniert immer. Auf dem Coboc hab ich den Originalsattel drauf, irgendein NoName-Sattel. Ziemlich schmal und nicht ganz so hart wie der Sattel auf meinem Lieblingsrad.

      Das einzige, worauf ich achten muss ist, dass die Unterhose stramm sitzt und keine Falten wirft.

      Ich bin echt froh darüber, dass der Hintern das so problemlos mitmacht. Abgesehen davon hab ich unterwegs schon das ein oder andere Problem, das in so einem Bericht dann gar nicht auftaucht, weil es hinterher schon wieder vergessen ist. Ist also keine locker flockige Spazierfahrt sondern ein mentales und physisches auf und ab.

      Am Ende bleiben vor allem die Hochs in Erinnerung 🙂

  2. Dr. Torsten u. Bettina Grützmacher

    Lieber Holger,

    …. Du machst aber immer Sachen!

    Sehr, sehr schöne Bilder, ein toll geschriebener Bericht, eine ganz große Leistung von Dir – absoluter Respekt!

    Da kommen Bettinchen und ich uns mit unserer Alpenüberquerung so richtig mickrig vor – Du fährst mal 2/3 unserer Gesamtstrecke an ein bisschen mehr als einem Tag!

    Das ist eine Leistung, die Dir keiner mehr nehmen kann und auf die Du wirklich stolz sein kannst.
    Du Kannst froh sein, dass Du mit einem solchen „Popöter“ ausgestattet worden bist 😉.

    Lass Dich feiern und lass es Dir gut gehen,

    herzliche Grüße aus Düsseldorf

    Torsten u. Bettina

    P.s.: Wir freuen uns schon auf den Bericht über die „500 ter Tour“ 😉

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